Wohnprojekt
Bedauern und Stolz
Passen diese Worte zur Schließung einer sozialen Einrichtung? Das erste zweifellos, aber der Stolz? Er wird erst bei näherem Hinsehen verständlich. Darum erstmal von Vorne: Die ejsa hat im Dezember 2016 im ehemaligen Marienstift das Wohnprojekt für junge Flüchtlinge begonnen. Ein Teil davon war die Heilpädagogische Jugendwohngruppe für Minderjährige. Deren Betrieb musste zum 15.11.2020 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden, da keine Sicherstellung der Belegung mehr möglich war. Die Aufnahme von jungen Geflüchteten ist inzwischen durch die Politik nahezu gänzlich unterbunden.
Bedauerlich ist die Schließung der Einrichtung ganz und gar, denn sie war eine Herzensangelegenheit. Insgesamt wurden in dem Zeitraum 21 junge Männer betreut. Sie kamen aus Afghanistan, dem Iran, Syrien, Libyen, Guinea, Albanien und dem Irak. Stolz sind wir, dass den Jugendlichen, die alle in unterschiedlicher Form traumatisiert waren, Sicherheit und Geborgenheit, also ein Stück Heimat, gegeben werden konnte. Stolz sind wir auch darauf, dass bei 80 bis 90 Prozent der jungen Menschen die schulische und berufliche Integration gelungen ist. Bedauerlich wiederum, ja sogar ärgerlich und deprimierend ist, dass bei einigen Jugendlichen unsere Bemühungen zunichte gemacht wurden. Sie konnten dem Druck der Bürokratie, der ständigen Ungewissheit und dem unverständlichen, oder gar willkürlich erscheinenden Verhalten der Behörden nicht Stand halten. Doch das war und ist ein Teil der Realität, den wir trotz intensiver Bemühungen nicht beeinflussen konnten.
Es bleiben aber zwei langjährige, höchst qualifizierte und engagierte ejsa-Kolleginnen vor Ort, die für die Menschen da sind. So wird es im Marienstift weiterhin das Betreute Wohnen für junge Erwachsene geben und neu hinzu kommen gezielte ambulante Hilfen für Familien mit Fluchthintergrund. Darauf sind wir stolz!